27.11.2019

Kantonsschule Wettingen gewinnt den Schulpreis 2018/19 der Wissenschafts-Olympiade

Wer die Neugier seiner Schülerinnen und Schüler stillt und besondere Leistungen fördert, soll ausgezeichnet werden. 2019 geht der Schulpreis der Wissenschafts-Olympiade an die Kantonsschule Wettingen im Aargau. Ein Interview mit der Prorektorin Antonia Camponovo.

Eine Schule in Festlaune: Der Schuljahresabschluss in Wettingen. Fotograf: Roland Herzog

Viel Applaus für Jugendliche: Die Schule wertschätzt besondere Leistungen an Kunst-, Sport-, und Wissenschafts-Wettbewerben. Fotograf: Roland Herzog

Wird oft unterschätzt: Das persönliche Engagement der Lehrpersonen, das die Begabungsförderung erst möglich macht. Fotograf: Martin Rizek

 

Seit 2006 zeichnet die Wissenschafts-Olympiade Mittelschulen aus, die ihre Schülerinnen und Schüler besonders motivieren, beim Förderprogramm mitzumachen. Bewertet werden die Quantität, die Qualität sowie die Kontinuität der Teilnahmen: Wie viele Teilnehmende machen bei einer ersten Runde der 9 Fächer mit? Wie viele Schülerinnen und Schüler schaffen es ins Schweizer Final und an die internationalen Wettbewerbe? Und wie entwickeln sich Quantität und Qualität über die Jahre?

 

In den letzten vier Jahren schickte die Kantonsschule Wettingen 179 Jugendliche an die Olympiaden. 2018/19 nahmen 61 Jugendliche bei einer ersten Runde in 6 Disziplinen teil. 6 Schülerinnen und Schüler gelang der Sprung ins Schweizer Final, 3 holten sich ein Ticket an die internationalen Wettbewerbe (Chemie, Informatik, Physik). Besonders nennenswert ist die Goldmedaille von 2018: Die Wettinger Schülerin Jana Meier gewinnt die bisher 2. Schweizer Goldmedaille an einer Internationalen Biologie-Olympiade.

 

Wissenschafts-Olympiade: Antonia Camponovo, herzliche Gratulation zum Schulpreis. Wissen Sie bereits, wofür Sie das Preisgeld einsetzen werden? Oder hat die Ehrung eher einen symbolischen Wert für Sie?

Antonia Camponovo: Erst einmal: Herzlichen Dank! Wir freuen uns natürlich sehr über die Auszeichnung. Es ist schön, dass unsere Bemühungen im Bereich der Begabten- und Begabungsförderung auch von aussen wahrgenommen werden. Nebst dem MINT-Label, das wir kürzlich erhalten haben, ist dies eine weitere Auszeichnung und ein Hinweis, dass die verschiedenen Förderungs-Angebote der Kantonsschule Wettingen einen positiven Einfluss haben.

 

Das Preisgeld werden wir so einsetzen, dass es direkt den Schüler*innen zu Gute kommt. Möglicherweise wird es als Beitrag für die Optimierung der technischen Ausrüstung eingesetzt werden oder als Anschubfinanzierung eines besonderen Projektes. Ich bin sicher, dass die Involvierten viele Ideen für einen sinnvollen Einsatz des Preisgeldes haben werden.

 

Der Kanton Aargau schneidet qualitativ und quantitativ immer sehr gut ab bei den Olympiaden. Inwiefern hat das mit dem Begabungsförderungskonzept des Bildungsraum Nordwestschweiz zu tun?

Das Konzept des Kantons ist sicher hilfreich, damit ist die Begabungsförderung auf der kantonalen Ebene verankert und auch abgestützt. Ausserdem bietet das kantonale Programm breite Vernetzungs- und Informationsmöglichkeiten. Unsere schulinternen Koordinatorinnen Frau Manon Haag und Sara Nyffenegger stellen den Know-How Transfer auf beide Seiten sicher und es ist toll, dass sie diesen mit viel Einsatz und Enthusiasmus umsetzen.

 

Nebst der direkten Umsetzung der Olympiaden gilt es ja immer auch, Motivations- und Bewusstseinsarbeit zu leisten und zu zeigen, welche Möglichkeiten die Schüler*innen zur Weiterentwicklung haben. Da ist auch die Arbeit der verschiedenen Olympiaden ein wichtiger Bestandteil.

 

Die Teilnahme an Olympiaden sind tolle Möglichkeiten und die Resonanz (auch die mediale) ist relativ gross. Daneben ist es auch wichtig, dass wir als Schule verschiedene Ebenen der Begabungen fördern. Jede*r Schüler*in hat Begabungen. Diese zu erkennen, die Schüler*innen zu ermutigen und die Entwicklung zu fördern, das ist eine wichtige Arbeit, die von den Lehrpersonen mit viel persönlichem Einsatz geleistet wird und die oft nicht wahrgenommen wird. Insofern sehe ich die Schulpreises-Auszeichnung auch als Anerkennung dieser Bemühungen.

 

Wir wollen das Angebot für viele attraktiv machen, so gibt es zum Beispiel. auch ein Angebot für gestalterisch interessierte Schüler*innen, bei dem sie inhaltlich und gestalterisch bei der Portfolio-Zusammenstellung unterstützt werden und einen direkten Einblick in das Angebot weiterführender Gestaltungsschulen erhalten. Oder Debattier- und Creative-Writing Kurse und andere Möglichkeiten, bei denen nebst dem Fachwissen immer auch die Persönlichkeitsentwicklung einen wichtigen Anteil hat.

 

Wie genau unterstützt die Kantonsschule Wettingen Schülerinnen und Schüler bei der Teilnahme an der Wissenschafts-Olympiade?

Einerseits stellen wir durch die offizielle Funktion der «Koordinator*innen Begabungsförderung» die strukturelle Einbindung beziehungsweise eben Koordination sicher. Die Koordinatorinnen unterstützen Lehrpersonen und Schüler*innen, geben Informationen weiter, machen die Angebote publik etc. Bald wird auch eine eigene Website «Begabungsförderung KSWE» publiziert werden, was den Informationsfluss zusätzlich verbessert. Andererseits versuchen wir, die Rahmenbedingungen auf der Schulebene für die Schüler*innen zu optimieren.

 

Die wichtigsten Faktoren sind aber sicher motivierte Lehrpersonen, die interessierte Schüler*innen sowohl als «Role-Model» als auch in unterstützender Funktion begleiten. Wichtig sind auch ältere «Peers», die von ihren Erfahrungen berichten und zum Nachahmen anregen.

 

Diese Leistungen ehren wir an der jährlich stattfindenden Schüler*innen-Ehrung. Da spielt dann die interne Bigband auf und verschiedenste Leistungen werden offiziell mit Dank und Applaus gewürdigt. Das ist jeweils ein besonderer Anlass, bei dem die Erfolge der Schüler*innen in den verschiedensten Disziplinen gefeiert werden.

 

Was nehmen ihre Schülerinnen und Schüler von den Olympiaden mit?

Nebst den fachlichen Anregungen ist sicher der Austausch mit Gleichgesinnten aus anderen Kantonen bzw. anderen Ländern eine wertvolle und bleibende Erfahrung. Der Blick über den eigenen Tellerrand hinaus. Oft sind die Schüler*innen beeindruckt, wie sich andere organisieren. Sie sehen sich mit infrastrukturellen Begebenheiten und Bedingungen konfrontiert, die sich von den unseren teilweise stark unterscheiden. Sie erleben aber vor allem, dass bei allen Differenzen eine gemeinsame Leidenschaft besteht. Das ist verbindend und fördert fachliche und persönliche Netzwerke.

 

Wie überzeugen Sie andere Schulen davon, dass Begabungsförderung sinnvoll ist?

Indem wir an einem Interview wie diesem teilnehmen (lacht). Im Ernst, wir erhalten so viele positive Rückmeldungen. Wenn die Schüler*innen mit leuchtenden Augen vom Erlebten berichten, wenn wir direkt erleben, wie Schüler*innen über sich selbst hinauswachsen, dann wissen wir, dass es eine gute Sache ist. Gerne verweise ich an dieser Stelle auch an unsere Koordinatorinnen und die involvierten Lehrpersonen und vor allem die Schüler*innen. Ich bin sicher, sie geben ihre Erfahrungen gerne weiter.

 

Der Schulpreis der Wissenschafts-Olympiade ist von der Metrohm Stiftung gestiftet und mit einem Preisgeld von CHF 1'000.- dotiert. Er soll für Material, Apparate oder sonstige Spesen verwendet werden, die Schülerinnen oder Schüler benötigen für die Erarbeitung von Projekten in den Olympiaden-Fächern.

Schulpreis 2006-2019: Kantonsschule Sargans (2006); Gymnase de la Cité de Lausanne (2007); Kantonsschule Wettingen (2008); Gymnasium Neufeld, Bern (2009); Neue Kantonsschule Aarau (2010); Collège St Croix, Fribourg (2011); Kantonsschule Zürcher Oberland (2012); Kollegium Spiritus Sanctus, Brig (2013); Alte Kantonsschule Aarau (2014); Kantonsschule Will (2015); Liceo Cantonale di Mendrisio (2016); Kantonsschule Solothurn (2017); Liechtensteinisches Gymnasium (2018); Kantonsschule Wettingen (2019)

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