26.05.2021

Sustainability

Tragen die Wissenschafts-Olympiaden zur nachhaltigen Entwicklung bei?

Ja, das tun sie, wie zwei Umfragen und eine Arbeit aufzeigen. Besonders beim Nachhaltigkeitsziel “Hochwertige Bildung” leisten die Wissenschafts-Olympiaden einen Beitrag. Bei weiteren Handlungsfeldern können wir unsere Wirkung noch verstärken, beim Klimaschutz hingegen stossen wir auf einen Zielkonflikt.

Was wir unter Nachhaltigkeit verstehen

"Wir planen langfristig und gehen nachhaltig mit unseren Ressourcen um." So steht es in der Mission der neun Wissenschafts-Olympiaden. Doch was soll dieses Wort "Nachhaltigkeit" genau bedeuten? Und: Was ist unser Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung? Um diese Fragen besser beantworten zu können, spannten wir mit anderen ausserschulischen Bildungsangeboten und gemeinnützigen Organisationen zusammen (siehe Infobox) und übten uns in Selbstreflexion. 

 

Damit wir mit dem Begriff "Nachhaltigkeit" in etwa vom Gleichen sprechen, orientieren wir uns einerseits an den Vereinten Nationen (UNO) und ihren 17 Zielen der Nachhaltigen Entwicklung (SDG). Andererseits nutzen wir die Strategie für Nachhaltige Entwicklung des Schweizerischen Bundesrates. Der Bundesrat versucht damit, für Schweizer Akteurinnen und Akteure die SDG auf die hiesigen Gegebenheiten zu übertragen. 

 

Wie wir zur Nachhaltigkeit beitragen 

Mit diesem Verständnis im Hinterkopf haben wir versucht, im Rahmen einer Arbeit und zwei Umfragen zu beantworten, auf welche Nachhaltigkeitsziele wir uns besonders stark auswirken – positiv oder negativ. Daraus ergaben sich eine Handvoll relevanter Handlungsfelder.

 

 

 

Bildung, Forschung und Innovation (Ziele 4 und 17)

Wir wollen neugierige Jugendliche fördern und dabei ihre wissenschaftliche Begabung und Kreativität wecken. Dies ist der erste Punkt unserer Mission, unsere Kernexpertise. Bildung ist unser grösster Beitrag zur Nachhaltigkeit und zum Wissenschaftsstandort Schweiz. So sehen es auch die Teilnehmenden unserer Umfragen, die unsere Auswirkung auf alle Bildungsziele besonders positiv bewerten.

 

  • Qualitativ hochwertige Bildung: Unser Ziel ist es, mit den vorhandenen Ressourcen die Zahl der geförderten Kinder und Jugendlichen weiter zu steigern. 
  • Bildung für Nachhaltige Entwicklung: Für eine Nachhaltige Entwicklung braucht es viel Wissen. Einerseits Fachwissen, das wir unseren Teilnehmenden in verschiedenen Disziplinen vermitteln. Wir fördern aber auch ihre Kompetenzen, um zur Nachhaltigen Entwicklung beizutragen, wie zum Beispiel Eigenverantwortung, Gesellschafts- und Zukunftsbewusstsein sowie interaktives und interdisziplinäres Lernen. 
  • Partnerschaften: Miteinander erreichen wir mehr – national und international. Mit verschiedensten Organisationen entstehen spannende Formate und langjährige Kollaborationen. Wir sind dankbar für unser umfangreiches Netzwerk.

 

Chancengerechtigkeit und Inklusion (Ziele 5, 10 und 16)

Bildung soll gerecht und inklusiv sein. Das zeigen auch unsere Umfragen. Die Teilnehmenden wünschen sich, dass diese Themen der Wissenschafts-Olympiade besonders wichtig sein sollen.

  • Barrierefreie Zugänge zu allen Angeboten: Mit dem Projekt “Chancengerechte Bildung” verbessern wir unser Angebot und machen es möglichst allen Schülerinnen und Schülern zugänglich, unabhängig von Sprache, Geschlecht, Beeinträchtigung oder finanzieller Situation. 
  • Freiwilligenarbeit und Partizipation: Wir wollen die Arbeit unserer Freiwilligen wertschätzen und anerkennen sowie die Rahmenbedingungen der Freiwilligenarbeit verbessern. 
  • Austausch zwischen Menschen und Kulturen: Ob zwischen Jugendlichen und Forschenden oder zwischen Gleichgesinnten: Der Austausch mit Anderen, der Perspektivenwechsel und das Verständnis für das Gegenüber werden bei uns gefördert.

Der Artikel basiert auf der CAS-Arbeit "Auswirkungen gemeinnütziger Bildungsorganisationen auf die Nachhaltige Entwicklung" von Marco Gerber. Die Arbeit entstand in Zusammenarbeit mit vier Organisationen: Wissenschafts-Olympiade, Schweizer Jugend forscht, Schweizerische Studienstiftung und Young Enterprise Switzerland. Die Mitarbeitenden der Organisationen wurden zu ihrem Verständnis von Nachhaltigkeit befragt und gemeinsame Handlungsfelder identifiziert.


Arbeit, Wirtschaft und Konsum (Ziele 8 und 12)

Als Bildungsorganisation sind wir auch Konsumenten und Finanzanlegerinnen, Mitarbeiter und Arbeitgeberinnen. In diesen Rollen können wir gemäss Umfragen positiv - wenn auch bescheiden - einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten.

 

  • Gute Arbeitsbedingungen für Angestellte und Freiwillige: Für die 380 Freiwilligen und die 6 bezahlten Mitarbeitenden unseres Verbands sollen transparente, partizipative und gesundheitsschonende Arbeitsbedingungen gelten. Weiterbildungen und gegenseitiger Respekt gehören ebenfalls dazu.
  • Stärkung der Volkswirtschaft: Wir entdecken und fördern Talente für die Wissenschaft und die Wirtschaft. Somit tragen wir zu einer Volkswirtschaft bei, die zur Wohlfahrt der Bevölkerung beitragen kann, widerstandsfähiger wird und die Ressourceneffizienz verbessert 
  • Verantwortungsvoller Konsum: Hier sind wir als konsumierende Organisation gefragt. Gleichzeitig fördern wir bei den Jugendlichen die Fähigkeit, Kaufentscheide auch unter Kenntnis von ökologischen und sozialen Auswirkungen zu tätigen.

 

Klima- und Umweltschutz (Ziele 7 und 13)

In diesem Handlungsfeld haben wir sowohl negative als auch positive Auswirkungen, zeigen unsere Umfragen. Beim Klimaschutz wirken wir uns gemäss den Teilnehmenden als einziges Nachhaltigkeitsziel insgesamt negativ aus.

  • Reduktion unseres Fussabdrucks: Unser Ressourcenverbrauch lässt sich auf vielfältige Weise reduzieren oder vermeiden. Bereits umgesetzt haben wir Anreizstrukturen zur Bevorzugung von Zug und Bus sowie die Kompensation aller Treibhausgasemissionen der internationalen Reisen. Bei Verbandsanlässen verzichten wir fast auf tierische Produkte und produzieren möglichst wenig Foodwaste.
  • Wissensvermittlung: Als Bildungsorganisationen machen wir unseren Teilnehmenden, Freiwilligen aber auch der Öffentlichkeit Wissen zugänglich. Zum Klima- oder Umweltwissen tragen nicht nur Biologie, Physik oder Geographie sondern alle Fächer der Wissenschafts-Olympiaden bei, von Wirtschaft bis Informatik, Philosophie bis Chemie.

 

Den Beitrag zur Nachhaltigkeit verbessern

Nachhaltigkeit mag en vogue sein und es ist sicherlich schön, dass wir nun eine Liste mit Handlungsfeldern erstellt haben. Gemessen werden wir aber an unseren Taten. Wie oben beschrieben, tragen wir als gemeinnützige Bildungsorganisation bereits zur Nachhaltigkeit bei. Hier können wir versuchen, unsere Wirkung zu verbessern. 

 

In andere Bereichen - etwa bei den Treibhausgasen – stehen wir in einem Zielkonflikt: Wie viel CO2-Ausstoss kann internationaler Austausch legitimieren? (siehe auch Interview mit Staatssekretärin Martina Hirayama). Wir haben noch nicht auf alle Fragen eine Antwort. Aber ein erster Schritt ist gemacht.

 

Wer hat die Nachhaltigkeits-Umfrage im April ausgefüllt? Insgesamt 32 Personen, mehrheitlich Freiwillige und Teilnehmende der Wissenschafts-Olympiade. Mit 44 % waren Frauen leicht untervertreten. 38 % aller Teilnehmenden waren 25 Jahre alt oder jünger, 44 % zwischen 26 und 35. Verglichen mit Resultaten von andern Jugendstudien sind sie überdurchschnittlich nachhaltig unterwegs. Sie recyceln mehr und sind häufiger zu Fuss, mit dem ÖV oder dem Velo unterwegs als die Schweizer Durchschnitts-Jugend. Aufs Fliegen ganz verzichten 19 %, vegetarisch oder vegan leben 13 %. Freiwilligenarbeit leisten 88 % der Umfrageteilnehmenden, aber nur eine Person gab an sich politisch zu engagieren. Den meisten ist Klimaschutz persönlich sehr wichtig. Sie fanden aber, dass die Wissenschafts-Olympiaden die Chancengerechtigkeit in der Bildung und den Austausch zwischen Sprachgruppen und Kulturen höher gewichten sollte. 


Zum Autor: Marco Gerber ist Co-Geschäftsführer der Wissenschafts-Olympiade.

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[Translate to English:] Die Nachhaltigkeitsziele der UNO

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