22.01.2024

Tema

Potluck for your brain

Die Wissenschafts-Olympiade gleicht einem Potluck, einer Mitbringparty: Jeder Verein trägt etwas zu einem bunten Buffet fürs Gehirn bei, dessen diverse Delikatessen von wissenshungrigen Jugendlichen aus der ganzen Schweiz degustiert werden können. Dieses Jahr ist es 20 Jahre her, dass sich die ersten fünf Vereine an einen Tisch gesetzt haben, um den Dachverband zu gründen.

Was könnte dazu besser passen als ein Fest mit einer Selektion von Workshop-Häppchen und einem Buffet am Abend? 

Achtung: Verwechslungsgefahr! Wir feiern am 14. September 2024 in Bern 20 Jahre Wissenschafts-Olympiade - doch Wissenschafts-Olympiaden gibt es in der Schweiz schon fast doppelt so lang. 

Mise en place

Als der Dachverband vor 20 Jahren ins Leben gerufen wurde, war die Schweizer Chemie-Olympiade selbst schon im Mittelschulalter. 1987 war der Lehrer Maurice Cosandey erstmals mit vier Schülern aus seiner Klasse an die Internationale Chemie-Olympaide gereist, nachdem über Umwege eine Einladung an ihn gelangt war.

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1987 funktionierte die Selektion noch per Fingerzeig. Erfahre hier, wie in Pully alles begann.

 

1991 reiste die Schülerin Bea Wollenmann auf eigene Initiative als erste Schweizerin an eine Internationale Mathematik-Olympiade und gewann Bronze. Sie nahm allein teil, fühlte sich aber ganz und gar nicht einsam: “Im Nu waren Kontakte zu Schülern anderer Nationen geknüpft und so wurde ich dann auch jeden Tag vom Team eines anderen Landes ‘adoptiert’”. Den Erfahrungsbericht, aus dem dieser Satz stammt, las ein paar Monate später Claire von Wyss aus dem Vorstand des Elternvereins für hochbegabte Kinder. Bald darauf erfuhr sie von ihren Söhnen, dass es auch Olympiaden in Chemie und seit 1992 in Informatik gab.

“Es war für mich einfach unvorstellbar, dass die Schweiz nicht aktiver, breitgefächert und ‘offizieller’ mitmachte bei den Wissenschafts-Olympiaden”, erinnert sich von Wyss 2014. “Also versuchte ich, dies zu ändern und lud alle mit den Olympiaden im Zusammenhang stehenden Personen, welche ich ausfindig machen konnte, am 27. November 1993 zu mir nach Hause in Bern zu einem Brainstorming ein.” Bei diesem Treffen wurde eine erste Koordinationsstelle gegründet, die von Wyss bis 2001 leitete. 

Statt einem gemeinsamen Drive wurden zwar noch Disketten ausgetauscht, doch vieles aus der Zeit dürfte den Volunteers von heute trotzdem bekannt vorkommen: Über Logos und Webseiten diskutieren, Flyer drucken, Briefe an Gymnasien einpacken… Schon die allerersten Teilnehmenden wurden zu Freiwilligen, sobald sie nicht mehr teilnehmen konnten. Selbst internationale Olympiaden in der Schweiz waren schon ein Thema: Die Kandidatur für die Internationale Physik-Olympiade 2016 wurde bereits 1999 mit Unterstützung der damaligen Bundesrätin Ruth Dreifuss beantragt. Im gleichen Jahr begann auch die Schweizer Biologie-Olympiade.

Das Buffet ist eröffnet!

Die fünf Wissenschafts-Olympiaden waren jung und brauchten Geld. „Eine grössere Organisation würde von Behörden, Schulen, Wissenschaft, Wirtschaft und Medien ernster genommen und könnte auch Sponsoren (...) mobilisieren, die bisher die unwichtigen Olympiaden ignoriert haben”, argumentiert der damalige Koordinator Alfredo Mastracola 2004 in einem Bericht. Diese “grössere Organisation” wurde am 19. Juni 2004 Realität, als der “Verband Schweizer Wissenschafts-Olympiaden” gegründet wurde. Sein Auftrag lautet bis heute, den Vereinen Aufgaben abzunehmen, die für deren Finanzierung und öffentliche Anerkennung zwar wichtig sind, aber nicht direkt mit der Organisation der Wettbewerbe und der Begleitung der Teilnehmenden zu tun haben. Mit dem Dachverband entstanden auch Traditionen, die immer noch weiterleben, zum Beispiel der jährliche OlyDay oder das Magazin “Olympiads News”, aus dem 2018 das WOLY hervorging. 

Von 2004 bis 2010 wurde der Verband von Claudia Appenzeller geführt, bis 2008 zusammen mit Daniel Wegmann von der Biologie-Olympiade als erstem Präsidenten. Er wird am bei der Jubiläumsfeier auf die Geburt der Wissenschafts-Olympiade zurückblicken.

 

Jahr für Jahr reisten nun junge Talente aus der Schweiz an Wettbewerbe in aller Welt. 2013 kam die Welt zu ihnen, als die Internationale Biologie-Olympiade in der Schweiz stattfand. 2016 und 2023 folgten die Internationale Physik-Olympiade und 2023 die Internationale Chemie-Olympiade. Zudem wurden regionale und virtuelle Olympiaden in der Schweiz abgehalten, darunter die European Girls’ Mathematical Olympiad 2017, die Mitteleuropäischen Mathematik-Olympiaden 2012 und 2022 oder die European Girls’ Olympiad in Informatics, kurz EGOI, die 2021 von Freiwilligen der Schweizer Informatik-Olympiade ins Leben gerufen wurde und seither schon in der Türkei und in Schweden zu Gast war.

Viele Köche verfeinern den Brei

Von Anfang an war es den Wissenschafts-Olympiaden ein Anliegen, dass aus dem Potluck kein Einheitsbrei wird und alle Vereine ihre Spezialitäten behalten können. Oder wie es Alfredo Mastrocola 2004 formulierte: “Dabei sollte die Arbeitsweise und die Struktur der einzelnen Gruppen höchstens formal beeinflusst werden, um die harmonische Funktionalität nicht zu gefährden.”

Dieser Herausforderung hat sich die Wissenschafts-Olympiade in den letzten Jahren immer wieder von neuem gestellt. Als erste Geisteswissenschaft wurde die 2006 gegründete Philosophie-Olympiade zum assoziierten Mitglied. Darauf folgten die Geografie-Olympiade, die World Robot Olympiad als einziger Teamwettbewerb, der sich auch an jüngere Zielgruppen richtet, die Linguistik-Olympiade und die Wirtschafts-Olympiade. Letztere wurde von der Organisation YES organisiert, deren strukturelle Unterschiede zu den anderen Vereinen für viele Diskussionen sorgten.

Zwischen 2015 und 2022 wurden fünf neue Vereine als Vollmitglieder in den Dachverband aufgenommen. “Es steckt viel Arbeit dahinter, die Integration jeder neuen Olympiade in den Verband war sehr intensiv”, erzählt der ehemalige Co-Geschäftsführer Marco Gerber. “Es wurde viel diskutiert und genau das finde ich das Schöne an einem Verband. Man muss sich immer wieder neu hinterfragen: Wer sind wir, wer wollen wir sein?” 

Diese Fragen stellten sich auch, als die Wissenschafts-Olympiaden sich auf die Suche nach einer neuen Corporate Identity machten. Mit den Logos im schwarzen Ring und einer neuen Webseite traten die Wissenschafts-Olympiaden ab 2018 gegen aussen geschlossener auf - und nicht nur gegen aussen: “Ich denke, der Prozess hat die verschiedenen Olympiaden näher zueinander gebracht“, meint Marco Gerber. 

Das Auge isst mit: Co-Geschäftsführer Cyrille Boinay erzählt vom Weg zur Corporate Identity

 

In den letzten 20 Jahren sind die Wissenschafts-Olympiaden nicht nur zusammengewachsen, sondern auch zusammen rasant gewachsen: Die Auswahl an Fächern hat sich verdoppelt, die Teilnehmendenzahl der ersten Runde hat sich mehr als verzehnfacht. Sechs Angestellte beschäftigen sich in der Geschäftsstelle mit Aufgaben, die schon 2004 Thema waren - Fundraising, Finanzen, Marketing und Kommunikation, unterstützen die Vereine aber auch im Hinblick auf Ziele wie die Chancengerechte Bildung oder die Erarbeitung des Olympiaden-Kodex, des gemeinsamen Nenners für die Freiwilligen aller Fächer.

 

Das Bewusstsein fördern, Teil einer Bewegung zu sein: Co-Geschäftsführer Cyrille Boinay erzählt vom Weg zum Olympiaden-Kodex.

 

Der Vorstand, der aus Vertreterinnen und Vertretern der zehn Vereine besteht, erarbeitet demnächst eine gemeinsame Strategie für die nächsten vier Jahre. Damit werden wir uns in etwa ausmalen können, wie die Wissenschafts-Olympiaden in vier Jahren aussehen könnten. Wie sie 2044 sein werden, darüber lässt sich nur spekulieren. Aber eins ist klar: Am 14. September 2024 wird gefeiert!

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