27.10.2025

Viaggiare | Sostenibilità

So läuft's ab: Nach der Wissenschafts-Olympiade

Wer sich nach inspirierenden Begegnungen und intellektuellen Abenteuern sehnt, aber für die Wissenschafts-Olympiaden zu alt ist, wird fündig bei unseren Partnerangeboten. Im Bonusteil unserer Jahresserie besuchen wir mit den ehemaligen Olympionik*innen Noah und Julia das International Swiss Talent Forum (ISTF) von Schweizer Jugend forscht und die Sommerakademien der Schweizerischen Studienstiftung.

Noah hat dieses Jahr am International Swiss Talent Forum von Schweizer Jugend Forscht mitdiskutiert... (Quelle: SJf)

... und in der Sommerakademie der Schweizerischen Studienstiftung. (Quelle: Schweizerische Studienstiftung)

Innovative Köpfe aus aller Welt 

Wie könnte die Zukunft der Arbeitswelt aussehen? Wie können wir mit technologischen Veränderungen umgehen, ohne die Vorteile persönlicher Interaktion zu verlieren? Welche Rolle spielen menschliche Kompetenzen in einer Welt, in der langfristige Anstellungen seltener werden und Flexibilität sowie lebenslanges Lernen zentral sind? Mit solchen Fragen beschäftigten sich die 70 Teilnehmenden des International Swiss Talent Forum (ISTF), das vom 18. bis 22. Februar 2025 im Centre Löwenberg in Murten stattfand. 

So läuft's ab: Im Schuljahr 2024/2025 haben wir in einer fünfteiligen Artikelserie den Ablauf einer Wissenschafts-Olympiade verfolgt, von der ersten Runde bis zum nationalen und internationalen Finale. Nach ihrer olympischen Reise profitieren unsere Finalist*innen von erleichtertem Zugang zu Angeboten unserer Partner Schweizer Jugend forscht und der Schweizerischen Studienstiftung. Zwei davon werden hier vorgestellt.

Das ISTF wird seit 2009 jedes Jahr von der Stiftung Schweizer Jugend forscht organisiert, um junge Erwachsene zwischen 18 und 23 international zu vernetzen und Lösungen für interdisziplinäre Herausforderungen zu entwickeln. Aus der Schweiz werden Alumni von Schweizer Jugend forscht und der Wissenschafts-Olympiade sowie Geförderte der Schweizerischen Studienstiftung eingeladen. Dazu kommen internationale Teilnehmende, die von Partnerorganisationen im Ausland nominiert worden sind. 

Julia (rechts) und Elias (links), ebenfalls Olympiaden-Teilnehmer, tauschen sich am ISTF aus. (Quelle: SJf)

Die Teilnehmenden erhalten in 10 Teams à 5-6 Personen je eine Aufgabenstellung- eine Challenge - in diesem Jahr zum Thema “The Future of Work”. Auf der Suche nach innovativen Lösungen werden sie von Coaches und Challengern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Bildung begleitet. Diese bringen ihre Expertise zum Thema ein und unterstützen die Teilnehmenden mit kreativen Werkzeugen für lösungsorientiertes Arbeiten.

“Der ganze Prozess hat mir sehr gefallen, der Ablauf der verschiedenen Tage und wie wir in kurzer Zeit viel gemacht haben”, findet Noah. 

Noah am ISTF. (Quelle: SJf)

Am ersten Tag kommen die Teilnehmenden erstmal an, lernen ihr Team kennen und tauschen ihre ersten Gedanken zum Thema aus. Gemeinsam legen sie Rollen, Verantwortlichkeiten und Spielregeln für die Zusammenarbeit fest. Am zweiten Tag wird’s ernst: Die Teilnehmenden analysieren ihre Challenge, sammeln und strukturieren Informationen und definieren den Problemrahmen. “Am Anfang hatte ich keine Ahnung, was wir machen würden, auch nach dem ersten Tag wusste ich nicht wirklich, wie wir auf eine Lösung kommen würden. Danach ging’s recht schnell voran, auch dank der Hilfe der Coaches und Challengers”, so Noah. 

Noahs Gruppe in action. (Quelle: SJf)

Am dritten Tag nutzen die Teilnehmenden kreative Techniken, um innovative Ideen zu generieren, die dann zu einer konkreten Lösungsidee ausgearbeitet werden. Damit die Teilnehmenden diese am Schluss klar und wirkungsvoll vermitteln können, entwickeln sie am vierten Tag eine überzeugende Story, erstellen ein Video und üben ihre Präsentation, um ihr Konzept sicher und eindrucksvoll auf der Bühne vorzutragen. 

Ruhi von der Wirtschafts- und Mathematik-Olympiade (ganz links) diskutiert mit anderen ISTF-Teilnehmenden, darunter Julia (rechts). (Quelle: SJf)

Am fünften und letzten Tag präsentieren die Teilnehmenden ihre Lösungsideen in einer öffentlichen Ausstellung einem breiten Publikum. Zum Abschluss reflektieren sie, wie die Zusammenarbeit und Kommunikation im Team funktioniert haben. Sie denken darüber nach, was sie  gelernt haben – fachlich wie persönlich - und erhalten Feedback von den Challengers.

“Am Anfang hatten wir Mühe, ins Teamwork reinzukommen und den gemeinsamen Nenner zu finden, aber dann haben wir mega gut zusammengearbeitet. Wir mussten besser kommunizieren, was uns gerade durch den Kopf geht”, erzählt Julia. “Ich fand es spannend, mit einer sehr internationalen Gruppe zu arbeiten.” 

Julias Gruppe in action. (Quelle: SJf)

Die Teilnehmenden des ISTF 2025 sind aus 33 Ländern angereist, darunter beispielsweise El Salvador, Ukraine, Guatemala, Taiwan, Kanada und Tunesien. In ihrem eigenen Land haben viele von ihnen bereits an nationalen Wettbewerben teilgenommen und andere wissbegierige Menschen kennengelernt. 

Adrien von der Wirtschafts-Olympiade (oben) und Anna von der Biologie-Olympiade (unten in der Mitte) am ISTF. (Quelle: SJf)

Das ISTF bot ihnen nun die Möglichkeit, auf internationaler Ebene wertvolle Kontakte zu knüpfen und eine Reise in die Schweiz zu unternehmen. Nur das Wetter in Murten entsprach nicht allen Erwartungen: Eine internationale Teilnehmerin erzählte, dass sie schon ein paar Tage früher angereist war, um in die Berge zu fahren und zum ersten Mal Schnee zu sehen. Doch die Berge waren zu weit entfernt und das Ticket zu teuer. Also entschied sie sich, stattdessen einen kleinen Ausflug auf den Mont Vully zu machen, um die Reben und den Blick auf den Murtensee zu geniessen. Auch nicht schlecht!

(Quelle: SJf)

Hoffen und Musizieren in Magliaso

Kein Schnee, dafür Reben – so ist es auch Anfang September im Tessin. Die Sommerakademien der Schweizerischen Studienstiftung finden in Magliaso am Luganersee statt. “Es gibt kaum einen Ort in der Schweiz, der weiter entfernt von meiner Heimat in Basel ist, doch lohnte sich die lange Reise”, findet Noah. Die Sommerakademien sind eine Gelegenheit, sich in interdisziplinären Arbeitsgruppen eine ganze Woche lang intensiv mit einem Thema auseinanderzusetzen, in Noahs Fall lautete dieses: Worauf dürfen wir hoffen? Positive Zukünfte in Psychologie, Philosophie und Alltagspraxis. Die Themen Hoffnung und Zukunft würden Noah immer wieder beschäftigen, deshalb habe er sich angemeldet: “Wir leben in einer Gesellschaft, in der die Hoffnung auf eine positive Zukunft verschwindet. Man sagt, die heutigen jungen Menschen sind die erste Generation seit der Industrialisierung mit weniger Wohlstand als ihre Vorgänger*innen. Das Ziel des IPCC, die globale Erwärmung bei 1.5 Grad Celsius zu beschränken, wurde entweder schon verfehlt oder wird in wenigen Jahren verfehlt sein. Unsere Zukunft scheint düsterer denn je. Wie sollte man für eine bessere Zukunft kämpfen, wenn einem die Hoffnung fehlt?” 

(Quelle: Schweizerische Studienstiftung)

Die Antworten, die Noah während der Sommerakademie auf diese Frage erhielt, fielen praktischer und persönlicher aus, als erwartet. “Meine Erwartungen zu Beginn der Akademie waren, dass wir viele akademische und empirische Forschung über Hoffnung und Zukunftsvorstellungen anschauen würden. Diese Erwartung wurde zum Teil bestätigt – etwa lernten wir, dass die grosse Mehrheit der Schweizer Bevölkerung sich zwar eine nachhaltige Gesellschaft wünscht, aber auch denkt, dass die Zukunft von Krankheiten, Konflikten und Katastrophen geprägt sein wird.” Als ehemaliger Teilnehmer der Philosophie-Olympiade kam Noah auch auf seine Kosten, wenn philosophische Theorien, zum Beispiel Leibniz’ Theodizee, diskutiert wurden. Insgesamt sei seine Sommerakademie aber weniger forschungsorientiert gewesen, als erwartet: “Wir reflektierten viel darüber, was uns persönlich Hoffnung gab und geben könnte – zum Beispiel brachten alle ein persönliches Hoffnungssymbol zur Akademie." Noah wählte ein Zitat von Rabbi Tarfon aus dem 2. Jahrhundert: "Es liegt nicht an dir, das Werk zu vollenden, noch steht es dir zu, dich ihm zu entziehen." Dieses beziehe sich in der modernen jüdischen Tradition auf Tikkun Olam, das Reparieren der Welt, erklärt Noah. “Das Zitat gibt mir Hoffnung, weil es anerkennt, dass die Fähigkeit einer einzelnen Person, die Welt zu ändern, begrenzt ist, und dass es lediglich darauf ankommt, dass man seinen Teil dazu beiträgt.” 

(Quelle: Schweizerische Studienstiftung)

Die Teilnehmenden der Sommerakademien sind grösstenteils Geförderte der Schweizerischen Studienstiftung und deren Pendants in Deutschland und Österreich. Es werden jedoch auch externe Bewerbungen angenommen und Plätze für ehemalige Teilnehmende von Wissenschafts-Olympiaden und Schweizer Jugend Forscht zur Verfügung gestellt – davon profitieren dieses Jahr unter anderem Noah und Julia. Um in ihre Arbeitsgruppe “Music and Computation: between aesthetics and structure” aufgenommen zu werden, musste Julia aber noch eine zusätzliche Voraussetzung erfüllen: Die Teilnehmenden kamen zwar aus diversen Studienrichtungen, konnten aber alle Noten lesen und ein Instrument spielen oder singen. ”Im Verlauf der Woche haben wir einige mathematische Konzepte kennengelernt, mit denen sich Musik erklären lässt. Ausserdem haben wir verschiedene Kompositionstechniken ausprobiert, gelernt die Notenschrift des Mittelalters zu lesen und gemeinsam musiziert”, erzählt Julia. “Besonders cool fand ich, dass der Pianist Kit Armstrong, der die Akademie zusammen mit EPFL-Professor Martin Rohrmeier leitete, uns alle musikalischen Beispiele live vorgespielt hat. Das hat es für uns sehr anschaulich gemacht!”

Studieren und Musizieren in Julias Arbeitsgruppe. (Quelle: Schweizerische Studienstiftung)

In der Mittagspause und an den Abenden hatten die Teilnehmenden die Chance, sich auch zwischen den Arbeitsgruppen auszutauschen. “Es gab viele Gelegenheiten für spannende Gespräche, zum Beispiel über Quantum Computing, ob wir einen freien Willen haben, ob es universelle Moral gibt, ob moderne Architektur subjektiv oder objektiv unästhetisch ist und ob künstliche Intelligenz kreativ sein kann”, erzählt Noah. “ Es gab auch Zeit für Brett- und Kartenspiele, Konzerte, Tanzkurse und ein Speedwinetasting, also eine Mischung aus Speed Dating und Wine Tasting.” Neben spannenden Inputs und tiefgründigen Gesprächen bieten die Sommerakademien auch immer ein bisschen dolce vita.

Julias Arbeitsgruppe geniesst die Sonne im Tessin. (Quelle: Schweizerische Studienstiftung)

Talentförderung im Dreierpack

Die Wissenschafts-Olympiaden, Schweizer Jugend forscht und die Schweizerische Studienstiftung werden zusammen vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation im Rahmen der Talent- und Nachwuchsförderung und der internationalen Vernetzung finanziell unterstützt. 

Die drei Organisationen fördern mit verschiedenen Formaten: Bei den Wissenschafts-Olympiaden stehen, mit Ausnahme der Robotik-Olympiade, vor allem die Schüler*innen der Sekundarstufe II im Mittelpunkt, die an nationalen und internationalen Wettbewerben, Lagern und Workshops in 11 Fächern teilnehmen. Die Schweizerische Studienstiftung richtet sich mit Bildungsveranstaltungen im In- und Ausland, Stipendien und Mentoringangeboten an engagierte Studierende der Hochschulen, die über ihr Fachgebiet hinausgehen möchten. Schweizer Jugend forscht ist neben dem ISTF auch bekannt für den Nationalen Wettbewerb. Dieser bietet exzellenten Maturaarbeiten und Forschungsprojekten Jugendlicher eine Plattform. Zudem werden Studienwochen angeboten und Auslandsaufenthalte vermittelt.

Viele junge Talente nehmen durch den regen Austausch zwischen den drei Organisationen gleich an mehreren Angeboten teil und werden so auf verschiedene Arten gefördert. “Ich kann nicht sagen, dass das eine besser war als das andere, es ist einfach anders, man lernt andere Dinge”, findet Julia. 

"Der Hauptunterschied zu den Wissenschafts-Olympiaden ist aus meiner Sicht, dass bei der Studienstiftung und auch beim ISTF viele Leute mit sehr verschiedenen Interessen und Hintergründen zusammenkommen, während man bei den Olympiaden vor allem auf Leute mit ähnlichen Interessen stösst.” 

Julia (3. von links) in der Schweizer Delegation an der Internationalen Geographie-Olympiade 2024 in Irland. (Quelle: Schweizer Geographie-Olympiade)

Der interkulturelle Austausch sei bei der Internationalen Philosophie-Olympiade am intensivsten gewesen, wo je zwei Jugendliche aus etwa 60 Ländern teilnehmen. 

Noah an der Internationalen Philosophie-Olympiade 2022 in Portugal. (Quelle: Internationale Philosophie-Olympiade 2022)

Die Teilnehmenden der Sommerakademie kamen aus der Schweiz, Deutschland und Österreich. Das ISTF sei internationaler, aber da die Hälfte der Teilnehmenden immer noch aus der Schweiz komme, wäre es auch möglich, in seiner Komfortzone zu bleiben. Was die Sommerakademie und vor allem das ISTF hingegen auszeichne, sei der Fokus auf die kooperative Problemlösung. “Das gab es bei den Olympiaden, bei denen ich mitgemacht habe, weniger, da es Einzelwettbewerbe waren.”

Die einzige Wissenschafts-Olympiade, bei der Teilnehmende von Anfang an als Team antreten, ist die Robotik-Olympiade. 2024 reisten Julia (mittlere Reihe, 5. von rechts) und ihre Geschwister als Team an die europäische Meisterschaft in Italien. (Quelle: World Robot Olympiad Schweiz)

Schliesslich sieht Noah aber mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede zwischen den drei Angeboten. “Bei allen drei Veranstaltungen lernt man Menschen aus verschiedenen Hintergründen kennen, die alle enorme Neugier und Freude nach intellektuellem Wissen aufweisen. Und am Ende der Veranstaltung kehrt man mit neuem Wissen bereichert nach Hause. Am Ende der Sommerakademie hatte ich zwar weder einen Essay noch eine ausgearbeitete Idee für eine Innovation, dafür ein fundierteres Verständnis von Hoffnung, aber auch mit eine hoffnungsvollere Einstellung und neue Energie, um mich für die Verbesserung der Welt einzusetzen.”

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Julia und Noah erzählen am ISTF von ihren Erfahrungen.

Über die Autor*innen: Der Text entstand in Zusammenarbeit von Sarah Gobran (Schweizer Jugend forscht), Lara Gafner (Wissenschafts-Olympiade), Noah Rosenbaum und Julia Felber (Teilnehmende).

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