22.03.2021

Resultate | Chancengerechtigkeit

Triff die Schweizer EGOI-Delegation

Vom 13. bis 19. Juni findet zum ersten Mal die European Girls’ Olympiad in Informatics (EGOI) statt. Lerne die vier jungen Frauen kennen, die die Schweiz beim spannenden Wettbewerb vertreten werden.

EGOI-Organisatorin Stefanie Zbinden mit Priska und Vivienne während des Girls Camp 2020 der Schweizer Informatik-Olympiade (Bilder: Informatik-Olympiade)

Während des Auswahlverfahrens für die EGOI hatte ich das Vergnügen, die Anwärterinnen für das diesjährige Schweizer Team zu treffen und mich mit ihnen zu unterhalten. Diese brillanten jungen Frauen sind die nächste Generation von Vorbildern in einem bis heute männerdominierten Bereich. Selbstbewusst, mutig und einzigartig fordern sie sich selbst und den Status quo heraus und beweisen: "Girls can do anything."

 

 

Priska Steinebrunner

Alte Kantonsschule Aarau (AG)

Es hätte keine bessere erste Interviewpartnerin als Priska geben können, um das Schweizer Team der EGOI kennenzulernen. Priskas Energie und Offenheit brechen das Eis sofort.


Zu Priskas Hobbys gehören Klavierspielen, kreatives Schreiben und die Verbesserung ihrer Programmierkenntnisse. Sie begann im vergangenen Jahr als Anfängerin und brachte es bis zu einer Bronzemedaille im Finale of the Swiss Olympiad in Informatics (SOI). der Schweizer Informatik-Olympiade (SOI). Ihren Erfolg führt sie bescheiden auf "ein bisschen mehr Glück als Können" zurück, doch auch dieses Jahr hat sie es erfolgreich durch die erste Runde und ins Camp geschafft.

 

Priska war schon immer fasziniert von Computern und den Menschen, die die scheinbar magische Fähigkeit haben, sie zu kontrollieren. "Aber ich habe nie wirklich realisiert, dass ich das auch könnte", sagt sie. Programmiert hat sie zum ersten Mal, als sie in der Schule die Programmiersprache Python lernte. Ihr Informatiklehrer liess die gesamte Klasse am "Informatik Biber" teilnehmen. Priska schnitt hervorragend ab, was sie ermutige, bei der Informatik-Olympiade mitzumachen. "Ich habe viel gelernt. Einiges kommt mir immer noch wie Zauberei vor, aber die Dinge aus der Informatik-Olympiade habe ich jetzt im Griff, glaube ich". Zu lernen, ihren Fähigkeiten zu vertrauen, war ein jahrelanger Weg. "Ich zweifelte oft. Das ganze Olympiaden-Jahr über fühlte ich mich wie eine totale Anfängerin. Als ob alle anderen mehr wissen würden als ich". With every new achievement, every round and camp she qualified for, both her programming skills and her confidence grew. Mit jeder neuen Leistung, jeder Runde und jedem Camp, für das sie sich qualifizierte, wuchsen sowohl ihre Programmierkenntnisse als auch ihr Selbstvertrauen. Nach der ersten Runde schaffte sie es ins Lager in Sarnen, später holte sie in der zweiten Runde genug Punkte fürs Finallager und das Finale. Dies waren Höhepunkte ihrer Informatik-Reise. Der Einzug ins Finale im letzten Jahr kam für Priska überraschend. Besonders stolz ist sie auf ihre volle Punktzahl bei einer Finalaufgabe, die ausser ihr nur wenige andere Teilnehmende lösen konnten. Am Ende des Wettbewerbs, während des Girls Camp, setzte die Erkenntnis ein: "Ich fühle mich nicht mehr wie eine Anfängerin und das ist ein schönes Gefühl".

 

Priskas Erwartungen an sich selbst steigen stetig. In diesem Jahr geht sie bei der Lösung der Aufgaben logischer und strukturierter vor, was die Fortschritte widerspiegelt, die sie gemacht hat. "Ich schätze, dass dieses Jahr anders sein wird, weil ich vielleicht mehr Druck auf mich selbst ausübe. Man wird immer besser und besser, und doch gibt es immer jemanden, der noch besser ist als man selbst. Ich weiss, dass ich es schaffen kann, also versuche ich einfach mein Bestes, um so weit wie möglich zu kommen. Es ist ein Lernprozess und beim Lernen stösst man immer auf Herausforderungen".

 

Es gibt nichts, was man nicht schaffen kann, wenn man es ausprobiert. Etwas, von dem du nie gedacht hättest, dass du es schaffst, kann ein Jahr später dein grösstes Hobby sein.

 

Die Unterstützung durch die Freiwilligen der Informatik-Olympiade ist beim Meistern dieser Herausforderungen entscheidend. Mit Geduld und einer positiven Einstellung geben sie allen Teilnehmenden das Gefühl, dass sie unabhängig von ihrem individuellen Niveau Fortschritte machen können. Für Priska sind die Freiwilligen auch Vorbilder. Sie geben nicht nur ihr Wissen weiter, sondern inspirieren sie auch dazu, ihren eigenen Weg zu finden und einfach sie selbst zu sein. Sie betrachtet dies als eine der persönlich wertvollsten Lehren aus ihrer Teilnahme. . "Die andere wichtige Erkenntnis ist, dass es nichts gibt, was man nicht schaffen kann, wenn man es ausprobiert. Etwas, von dem du nie gedacht hättest, dass du es schaffst, kann ein Jahr später dein grösstes Hobby sein".

 

An der Informatik-Olympiade schätzt Priska auf der einen Seite die intellektuelle Herausforderung, Lösungen für anspruchsvolle Aufgaben zu finden. Sie strahlt, wenn sie übers Lösen von Programmierproblemen spricht, die Freude und Befriedigung, wenn man nach stundenlangem Tüfteln und Debuggen des Codes eine volle Punktzahl erhält. "Die andere Sache ist der Kontakt mit den anderen Mädchen. Das sind Leute, die ich sonst nicht sehe oder treffe. Es ist einfach schön, mit ihnen zusammen zu sein, und daher liebe ich die Lager. Das Debuggen macht mehr Spass, wenn man zusammen ist." Sie würde mehr Mädchen ermutigen, die Informatik und die Informatik-Olympiade zu erkunden und ihre Talente und Leidenschaft zu entdecken. "Probiert es einfach aus, es macht Spass, und es könnte etwas für euch sein. Man kann es nicht wissen, wenn man es nicht ausprobiert".

 

Was hält die Zukunft für Priska bereit? Ihr nächstes Ziel ist die Teilnahme an der EGOI. Danach hofft sie, sich eines Tages für die Internationale Informatik-Olympiade (IOI) zu qualifizieren. Das hält sie für ihr kühnstes Ziel: Von so vielen hervorragenden Teilnehmenden qualifizieren sich jedes Jahr nur vier. "Ich weiss nicht, ob dieses Ziel ein bisschen zu ambitioniert ist, aber ich werde sehen... Ich habe es zumindest versucht. Ich bin kein Mensch, der sich niedrige Ziele setzt, ich habe mir immer viel abverlangt, und ich gebe mir immer Mühe".

 

Später möchte sie an der ETH Informatik studieren und weiter in die magische Welt der Computer eintauchen. Ausserdem möchte sie gerne ins Ausland reisen. Priska ist auf dem besten Weg, ihre Träume zu verwirklichen. Ihre Olympiaden-Erfahrung hat sie schon früh eine wertvolle Lebenslektion gelehrt. Eine, die sie weiterhin dazu antreiben wird, ihr Bestes zu geben: Versuche es einfach. Du kannst alles schaffen.

 

 

 

Ema Skottova

Gymnasium Kirchenfeld (BE)

Emas Geschichte ist eine von Gegensätzen und gebrochenen Klischees. Sie ist sowohl Sportlerin als auch erfahrene Wissenschafts-Olympionikin. Allein im letzten Jahr hat sie Bronze und Silber gewonnen, zuerst an der European Girls’ Mathematical Olympiad, dann bei der Schweizer Informatik-Olympiade. "Die Leute sind manchmal verwirrt, wenn sie erfahren, dass ich Fussball spiele und auch Mathe und Informatik mache”. In diesem Jahr hat Ema sich zwei Ziele gesetzt: Sich die wenigen fehlenden Punkte zu holen, die 2020 zwischen ihr und der Internationalen Informatik-Olympiade standen. Und: Teil des Schweizer Teams an der EGOI zu sein. 

 

Ema fand ihren Weg zur Informatik über die Mathematik-Olympiade. Die Teilnahme gefiel ihr, also machte sie sich auf die Suche nach weiteren Olympiaden. "Ich entdeckte die Informatik. Ich hatte in meiner Freizeit schon ein bisschen programmiert, also dachte ich, ich probiere es mal aus". Es ist auch die Mathematik, die sie immer wieder zum Programmieren antreibt: "Ich mag Mathe sehr gerne und sehe das Programmieren als eine Anwendung davon. Es ist sozusagen das Nächstliegende, was für alltägliche Probleme nützlich sein könnte. Mir gefällt auch das Potenzial, welches das Programmieren und die Technologie für die Zukunft haben". Ema löst gerne Rätsel, was bei der Olympiade immer wieder vorkommt.

 

Ich mag Mathe sehr gerne und sehe das Programmieren als eine Anwendung davon. Mir gefällt auch das Potenzial, welches das Programmieren und die Technologie für die Zukunft haben.

 

Zu Beginn der Informatik-Olympiade profitierte Ema von ihren fortgeschrittenen Mathematikkenntnissen: "Am Anfang war es gar nicht so schwer, die Lösungen für die Aufgaben zu finden, einfach weil sie sehr mathematisch sind oder viel Logik erfordern, und das hatte ich trainiert." Doch ganz mühelos war es nicht. Ein paar fehlende Teile standen zwischen ihr und ihrer gewünschten Leistung. "Ich wusste, welchen Algorithmus ich verwenden musste, aber ich wusste nicht im Detail, wie man diesen Algorithmus aufschreibt. Deshalb hatte ich im ersten Jahr vor jedem Wettbewerb wirklich Angst, dass ich ein Problem in meinem Kopf lösen würde, aber dann nicht wüsste, wie ich es programmieren sollte.» Nach und nach verbesserten sich ihre Programmierkenntnisse und die Teile des Puzzles kamen zusammen. Auch ihr Selbstvertrauen wuchs, was sie als die wichtigste Verbesserung und als Indikator für ihren Fortschritt im Laufe der Zeit betrachtet.

 

Die Herausforderungen der Informatik-Olympiade gehen über das Programmieren hinaus. Ema gibt lachend zu, dass ihre grösste Herausforderung tatsächlich darin bestand, "mich daran zu gewöhnen, mit den Dingen, von denen ich dachte, dass ich sie gut kann, wirklich zu kämpfen und mich daran zu gewöhnen, um Hilfe zu bitten". Gleichzeitig half ihr das, einen Blick auf die Welt ausserhalb des Klassenzimmers zu werfen und ihre Fähigkeiten zu relativieren. "Wenn man nur an der Spitze der Klasse steht und weiss, dass dort zwanzig Leute sind, weiss man nie wirklich, wie viel das ausserhalb der Klasse bedeutet". Sie lernte, sich auf ihre eigenen Fortschritte zu konzentrieren und Vergleiche zu vermeiden: "Ich habe das Gefühl, dass man viel mehr Fortschritte sehen kann, wenn man nur auf sich selbst schaut, und das war sehr hilfreich."

 

Die Highlights ihrer Olympiaden-Erfahrung sind die sozialen Kontakte. Sie schätzt die kameradschaftliche Atmosphäre, die durch die gemeinsame Begeisterung für die Informatik entsteht. Die Freiwilligen dienen den Teilnehmenden als Vorbilder und die anderen Teilnehmenden fühlen sich für Ema eher wie Freunde an als wie Konkurrenten. Um mehr Mädchen zur Teilnahme zu ermutigen, würde sie sagen: "Versucht es auf jeden Fall, und gebt auch nicht auf, wenn es nicht auf Anhieb klappt [...] ihr könnt auch nochmal teilnehmen und wenigstens habt ihr viel gelernt und ein paar Leute getroffen". Sie weist darauf hin, dass die einzige Voraussetzung das Interesse ist; Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Die Workshops, die die  Informatik-Olympiade jedes Jahr anbietet, vermitteln die Grundlagen, die es für den Wettbewerb braucht.

 

Nächstes Jahr wird sie sich auf ein neues Abenteuer einlassen, wenn sie das Gymnasium abschliesst. Was sie sich von den nächsten Jahren erhofft? "Ich würde gerne Mathe studieren. Ich glaube nicht, dass ich ein bestimmtes Ziel habe, aber ich würde gerne irgendwie etwas bewegen in der Mathematik. Vielleicht einfach nur irgendeine kleine Sache beweisen, die noch niemand zuvor bewiesen hat, es könnte völlig unbedeutend sein, aber das würde mir wirklich gefallen. Ich habe auch darüber nachgedacht, Mathe zu unterrichten und Schülerinnen und Schülern, die das Gefühl haben, Mathe nicht zu können, zu zeigen, dass es gar nicht so schlimm ist". 

 

Ich hoffe wirklich, dass das Unterrichten einen Platz in Emas Zukunft finden wird. Ihr Talent, ihre Leidenschaft, ihre herausragenden Leistungen und die Lehren, die sie aus ihrer SOI-Reise mitnimmt, sind eine Inspiration

 

 

 

Jasmin Studer

Gymnasium Lerbermatt (BE)

Wie ein roter Faden zieht sich Jasmins spürbare Begeisterung für die Informatik-Olympiade durch unser Gespräch. Jeder Bericht über ihre Erfahrungen wird von einem herzlichen Lächeln begleitet. Jasmin, die dieses Jahr erstmals teilnimmt, wurde letzten Sommer während eines Programmierkurses in der Schule in die Informatik eingeführt. Später folgte das Girls Camp. Sie merkte, dass ihr das Programmieren Spass macht. Doch sie zögerte. Sollte sie wirklich bei der Olympiade mitmachen? Der Zuspruch ihres Vaters gab dann den Ausschlag. Heute ist sie begeistert, wie es gelaufen ist: "Es macht mir wirklich Spass, die Leute sind so nett, und ich liebe die Aufgaben!"

 

Anfangs war Jasmin besorgt, nicht auf dem Niveau der anderen Teilnehmenden zu sein. Doch dann stellte sie fest, dass sie sich nicht eingeschüchtert, sondern sehr ermutigt und inspiriert fühlte. Die erfahrenen, sachkundigen Teilnehmenden bemühten sich, Neulinge zu unterstützen: "Im Lager und bei den Workshops hilft man sich gegenseitig und bespricht die Aufgaben". Sie hat sich bisher sehr gut geschlagen, die erste Runde unter den Top 20 beendet und sich nicht nur für die zweite Runde, sondern auch für das davor liegende Vorbereitungscamp qualifiziert. Die Teilnahme an dieser intensiven Trainingswoche erhöht die Chancen der Teilnehmenden, die zweite Runde erfolgreich zu absolvieren. Obwohl sie einige Aufgaben im Vergleich zur Junior-Runde als schwierig empfand, ist sie der Meinung, dass die Organisatoren die Teilnehmenden sehr gut auf den Wettbewerb vorbereiten.

 

Es macht nichts, wenn du noch nicht viel weisst, du kannst es lernen.

 

Was ihre Fortschritte betrifft, so denkt sie, dass sie sich am stärksten in ihrer Fähigkeit zeigen, Lösungen zu finden und zu optimieren. "Ich kann sehen, wenn ein Programm zu langsam ist, und ich habe eine Denkweise gelernt, um Algorithmen zu finden", sagt sie. Obwohl sie nur an den Wochenenden üben und sich auf Olympiade vorbereiten kann, hat sie die Probleme oft im Hinterkopf, wenn sie ihrem Tagesablauf und ihren Aktivitäten nachgeht. Es ist nicht ungewöhnlich, dass sie einen plötzlichen Durchbruch hat, während sie mit einer anderen Tätigkeit beschäftigt ist. 

 

Jasmin schätzt und geniesst den sozialen Aspekt der Informatik-Olympiade sehr; die freundliche Atmosphäre, die neue Freundschaften ermöglicht. "Leute mit ähnlichen Interessen kennenlernen": Das ist für sie ein wichtiger Motivator und ihr Lieblingsteil der Erfahrung. Sie ist der Meinung, dass Vorbilder ein wichtiges Element sind, damit sich Mädchen zur Teilnahme motiviert fühlen. Jasmin selbst würde später, wenn sie selbst nicht mehr mitmachen kann, gerne eine Trainerrolle übernehmen. Von den Freiwilligen der Informatik-Olympiade könne man wertvolle Lektionen lernen, die weit über Programmierkenntnisse hinausgehen. Sie ermutigen Teilnehmende, die sich vielleicht überfordert fühlen oder unsicher sind, zu kontinuierlichem Lernen. Zu sehen, dass jeder, egal wie gut er oder sie sich auskennt, trotzdem manchmal um Hilfe bittet, ist für Anfängerinnen und Anfänger beruhigend. "Es zeigt mir, dass auch sie nicht alles auf Anhieb können.”

 

Inspiriert von den aufmunternden Worten ihres Vaters, als sie befürchtete, nicht gut genug zu sein, sowie von ihren Erfahrungen seither, möchte sie anderen Mädchen, die vor einer Teilnahme zurückschrecken, zeigen, dass "die Leute sehr nett sind und einem helfen”. “Es macht nichts, wenn du noch nicht viel weisst, du kannst es lernen.”

 

Was ihr derzeit ehrgeizigstes Ziel angeht, sagt Jasmin: "Es wäre toll, wenn ich in einem der kommenden Jahre ins Finale kommen könnte". Sie traut sich das noch nicht ganz zu, aber wenn sie ihre eigenen Fortschritte und die der anderen beobachtet, wird ihr klar, dass die Leute, die es jetzt ins Finale schaffen, alle an einem ähnlichen Punkt angefangen haben. Angesichts ihrer bisherigen bemerkenswerten Leistungen könnte ein Platz im Finale für Jasmin näher sein, als sie zu erwarten wagt. Obwohl sie noch zwei Jahre vor sich hat, um sich zu entscheiden, hat die olympische Erfahrung bereits einen Einfluss auf ihre Zukunftspläne. "Ich denke, ich möchte in Richtung Mathematik oder Informatik gehen, aber ich bin mir noch nicht sicher".

 

 

Vivienne Burckhardt

MNG Rämibühl (ZH)

Als sie zu unserem Treffen stösst, wird mir klar, dass ich Vivienne in gewisser Weise schon kennengelernt habe: Ihr Bild begleitet die Ankündigung zum Start des EGOI-Auswahlverfahrens. Sie hat dieses Jahr an der Junior Round der Informatik-Olympiade teilgenommen, da sie eine der jüngsten Teilnehmerinnen ist.

 

Wie hat ihre Reise durch die Informatik-Olympiade begonnen? Eigentlich war es ihr Bruder, ein ehemaliger Teilnehmer und jetzt Freiwilliger, der sie zuerst zur Teilnahme anspornt. Obwohl sie anfangs etwas skeptisch war, ging sie zu den Workshops und konnte in der ersten Runde genug Aufgaben lösen, um sich für das einwöchige Informatik-Lager zu qualifizieren.

 

Generell gefallen ihr die Lager sehr gut. Sie sind eine Gelegenheit, nicht nur intensiv zu trainieren, sondern auch Kontakte zu knüpfen und sich mit gleichgesinnten jungen Leuten zu treffen. "Alles in allem habe ich das Gefühl, dass die Informatik-Olympiade weniger wettbewerbsorientiert ist, als man es vielleicht denkt. Ich meine, es ist ja schliesslich ein Wettbewerb. Aber es geht nicht nur darum", erklärt sie, "es geht darum, sein Bestes zu geben und andere zu motivieren, ihr Bestes zu geben." Anstatt sich zu vergleichen, geht es darum, sich dem eigenen Niveau entsprechend zu bemühen. Vivienne schätzt das Gefühl von Gemeinschaft, Zusammenarbeit und Unterstützung, das diese Umgebung schafft. Ihre Lieblingsmomente in den Camps sind die Spieleabende am Abend und der Sport im Freien in den Pausen. Das hat es ihr ermöglicht, enge Freundschaften mit anderen Teilnehmern aufzubauen und in Verbindung zu bleiben, trotz des reduzierten persönlichen Kontakts während des letzten Jahres.

 

Seit Beginn der Pandemie trifft Vivienne sich virtuell mit Freiwilligen und Teilnehmenden zu Online-Spielen, um der sozialen Distanzierung entgegenzuwirken. Das alljährliche Winterlager, das normalerweise in Sarnen stattfindet, musste dieses Jahr leider online abgehalten werden. "Es war eine ganz andere Erfahrung", erklärt sie, "aber es hat mir trotzdem sehr gut gefallen und ich habe viel gelernt. Das Kennenlernen war natürlich etwas schwieriger, aber ich denke, das Lager war so gut, wie es in der aktuellen Situation nur sein konnte."

 

Vivienne hat festgestellt, dass eine grosse Herausforderung darin besteht, motiviert zu bleiben. An manchen Tagen ist es schwieriger, sich hinzusetzen und zu arbeiten, unermüdlich die kleinen Schritte zu verfolgen, die den grossen Durchbrüchen vorausgehen.  Sie erklärt, dass es viele Stunden, manchmal sogar Tage dauern kann, eine Aufgabe zu lösen. Der Debugging-Prozess dauert oft viel länger als das anfängliche Schreiben des Codes. Aber je länger es dauert, ein Problem zu lösen, desto lohnender ist es am Ende. "Manchmal denkt man, dass man es nicht lösen kann, nachdem man die Aufgabenbeschreibung gelesen hat. Dann steckt man Zeit und Energie hinein und wenn die Lösung endlich akzeptiert wird, fühlt es sich toll an.” 

 

Sie erwähnt, dass die Motivation bei ihr in Wellen kommt. "Nach einem Anlass bin ich normalerweise sehr motiviert, weiter zu trainieren, aber dann geht es wieder runter, manchmal fällt es mir einfach schwer, motiviert zu bleiben." Gelegentlich muss sie sich zwingen, zu programmieren; sie findet, dass danach ihre Motivation normalerweise zurückkommt. Die Begegnungen mit fortgeschritteneren Teilnehmenden wirken auf Vivienne motivierend, besonders wenn sie deren Fortschritte im Laufe der Zeit erkennt und diese als Erinnerung an ihr eigenes Potenzial dienen. Um motiviert zu bleiben, ruft sie sich auch ihre Ziele in Erinnerung. Ihr Hauptziel dieses Jahr: Die EGOI!

 

Selbst wenn ein Problem sehr schwierig aussieht: Man kann logisch darüber nachdenken, was zu tun ist oder wie man versuchen kann, es zu lösen. Ich denke, das ist eine wertvolle Lektion.

 

In ihren Augen geht der Nutzen der Teilnahme an der Olympiade über die Informatik hinaus. Die Teilnehmenden trainieren ihr logisches Denken und ihre Problemlösefähigkeiten. Sie lernen, Wissen zu integrieren und auf verschiedene Probleme anzuwenden, selbständig Lösungen zu finden und nicht nur auswendig zu lernen. "Selbst wenn ein Problem sehr schwierig aussieht: Man kann logisch darüber nachdenken, was zu tun ist oder wie man versuchen kann, es zu lösen. Ich denke, das ist eine wertvolle Lektion." 

 

Anderen Mädchen, die an der Informatik-Olympiade teilnehmen möchten, sagt Vivienne: "Probiert es einfach aus. Es kann nichts Schlimmes passieren, also gibt es wirklich keinen Grund, es nicht zu tun. Wenn man erst einmal angefangen hat, will man immer besser werden. Es ist befriedigend, zurückzublicken und seinen Fortschritt zu erkennen, indem man das, was man vor einem Jahr noch schwer fand, mit dem vergleicht, was man heute kann". Als Anfängerin ist die Lernkurve unglaublich steil und der Fortschritt ist schnell spürbar.

 

Obwohl dies erst ihr zweites Jahr bei der Informatik-Olympiade ist und sie findet, dass sie noch einen weiten Weg vor sich hat, bewahrt sich Vivienne eine bodenständige und fokussierte Einstellung und nähert sich ihren Zielen Schritt für Schritt.

 

Die European Girls' Olympiad in Informatics (EGOI) ist ein einwöchiger Programmierwettbewerb für junge Frauen, der vom 13. Bis 19. Juni 2021 zum ersten Mal stattfindet. Die EGOI wurde von Freiwilligen der Schweizer Informatik-Olympiade (SOI) lanciert, um junge Frauen mit Interesse an der Informatik zu fördern. Die Veranstaltung findet online statt. 

 

Im Zusammenhang mit der EGOI findet vom 10. Mai bis am 11. Juni 2021 schweizweit die Kampagne IT-Feuer statt. Die Kampagne will die Öffentlichkeit für die Relevanz der Informatik sensibilisieren und interessierten Jugendlichen, insbesondere jungen Frauen, die vielen Möglichkeiten zeigen, welche die Informatik bietet. Neben der EGOI beteiligen sich zahlreiche weitere Trägerorganisationen, welche in der IT-Nachwuchsförderung aktiv sind.

 

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Im Video erklärt Stefanie Zbinden die Vision hinter der EGOI.

 

Über die Autorin: Ioana Gasler hat einen Hintergrund in den Neurowissenschaften und engagiert sich für Bildung in den Wissenschaften. 

 

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