Schweizerinnen programmieren sich bei europäischer Informatik-Olympiade für junge Frauen aufs Podest
Nachdem sie letztes Jahr von der Schweiz initiiert wurde, fand die European Girls' Olympiad in Informatics vom 16. bis 23. Oktober zum zweiten Mal statt. Diesmal brachte der Wettbewerb 155 begabte Schülerinnen aus über 40 Ländern in der Türkei zusammen. Die vier Schweizer Teilnehmerinnen wurden mit Silber- und Bronzemedaillen ausgezeichnet.
Von links nach rechts: Priska Steinebrunner, Vivienne Burckhardt, Jasmin Studer, Hannah Oss. (Alle Bilder: Schweizer Informatik-Olymiade)
Die Schweizer Delegation mit EGOI-MitbegründerInnen Benjamin Schmid und Stefanie Zbinden (ganz links und ganz rechts), Leiterinnen Elena Morbach und Charlotte Knierim (zweite von links, dritte von rechts) und Guide Nida aus der Türkei (in blau).
Die Exkursion zu den Ruinen von Aspendos.
Silber ging an Jasmin Studer (Gymnasium Lerbermatt, BE). Hannah Oss (Kantonsschule am Burggraben, SG), Priska Steinebrunner (Alte Kantonsschule Aarau, AG) und Vivienne Burckhardt (Mathematisch-Naturwissenschaftliches Gymnasium Rämibühl, ZH) wurden je mit einer Bronzemedaille geehrt.
Den Besuch in der Türkei verbrachten die Teilnehmerinnen keineswegs nur vor dem Bildschirm. Es blieb auch Zeit, im Meer zu baden, das Gastgeberland kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen. Neben den anderen Teilnehmerinnen freundeten sich Hannah, Jasmin, Priska und Vivienne auch mit den zahlreichen herumstreunenden Katzen an. "Mir sind die Ausflüge stark in Erinnerung geblieben", erzählt Priska. "Zum Beispiel, als wir auf einem Boot unterwegs waren und Zeit hatten, uns mit anderen Teilnehmerinnen auszutauschen. Auch das antike Theater in Aspendos war sehr eindrücklich und die Altstadt von Antalya." Von traditionellen Tänzen mit der polnischen Delegation bis hin zu Ausflügen in Moscheen und Dampfbädern mit den Einheimischen – der kulturelle Austausch kam nicht zu kurz. "Viele Länder kennt man nur von der Karte. Wenn man Leute trifft, die dort leben, bekommt man ein vertieftes Verständnis für andere Kulturen und ein Gefühl dafür, wie gross die Welt ist", meint Priska. "Für mich war es auch spannend zu merken, dass es viele Mädchen in der Informatik gibt, was man sonst manchmal nicht so wahrnimmt", fügt Hannah hinzu.
Ziele für nächstes Jahr
Was motiviert Jugendliche, sich in ihrer Freizeit mit Informatik zu beschäftigen? Dass das Fach wichtig sei, müsse man ja heutzutage nicht mehr wirklich erklären, findet Priska. Aber es ist nicht nur wichtig – es macht auch Spass. "Man kann sich wirklich lange in ein Problem vertiefen. Wenn man es dann löst, ist das ein unvergleichliches Gefühl", schwärmt Vivienne. Das erworbene Knowhow sei auch im Studium und in der Berufswelt gut zu gebrauchen. Um die beiden fünftstündigen EGOI-Prüfungen am 18. und 20. Oktober zu meistern, mussten die jungen Frauen nicht nur programmieren können, sondern auch logisches Denken und mathematisches Vorwissen mitbringen. Eine Aufgabe bestand darin, zu simulieren, wie viele Möglichkeiten es für den Bau einer Mauer aus Legosteinen gibt. Neben der Lösung des Problems floss auch die Effizienz des verwendeten Algorithmus in die Bewertung ein. Jasmin und Hannah haben die Gold- beziehungsweise Silbermedaille jeweils nur um einen Platz verfehlt. Sie stehen aber noch nicht vor dem Schulabschluss und können erneut an der Informatik-Olympiade teilnehmen, erklärt eine Freiwillige, die die Mädchen nach Antalya begleitet hat. "Wir haben also Ziele für nächstes Jahr!"
Die Wissenschafts-Olympiade fördert Jugendliche, weckt wissenschaftliche Begabungen und Kreativität und beweist: Wissenschaft ist spannend. Zehn Olympiaden finden jedes Jahr statt: Workshops, Lager, Prüfungen sowie Wettbewerbe für über 4'000 Talente in Biologie, Chemie, Geographie, Informatik, Linguistik, Mathematik, Philosophie, Physik, Robotik und Wirtschaft. Die Organisatoren sind junge Forschende, Studierende oder Lehrpersonen, die freiwillig viele Stunden und Herzblut in das nationale Programm investieren. Die Wissenschafts-Olympiade und der Verein Informatik-Olympiade gehören zum Netzwerk IT-Feuer, welches sich für die Informatikbildung in der Schweiz stark macht.