«Shit happens»

auch in der Wissenschaft

Ganz ehrlich: Es gibt Tage, da läuft alles schief. Solche Tage kennen auch Forscherinnen und Forscher – und auch wir von der Wissenschafts-Olympiade. Wir erzählen dir elf Geschichten mit Pannen und Irrtümern. Sind sie wahr oder frei erfunden?

 

1. Tauben und Teleskope

Die Physiker Penzias und Wilson bauten Mitte 20. Jahrhunderts ein Radioteleskop, mit dem sie schwache Signale von Satelliten messen konnten. Die gemessene Hintergrundstrahlung war 100 Mal stärker als erwartet. Wie sich herausstellte, nisteten Tauben auf dem Teleskop und verfälschten die Messung.

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Leider falsch getippt! Die Geschichte stimmt so nicht. Die gemessene Hintergrundstrahlung war auch nach dem Entfernen der Taubennester noch gleich stark. In Wahrheit hatten Penzias und Wilson die kosmische Hintergrundstrahlung, ein Überbleibsel des Urknalls, beobachtet. Sie erhielten 1978 sogar den Nobelpreis für diese Entdeckung. Weitere Infos findest du hier.

Genau richtig! Der zweite Teil der Geschichte ist erfunden. Die gemessene Hintergrundstrahlung war auch nach dem Entfernen der Taubennester noch gleich stark. In Wahrheit hatten Penzias und Wilson die kosmische Hintergrundstrahlung, ein Überbleibsel des Urknalls, beobachtet. Sie erhielten 1978 sogar den Nobelpreis für diese Entdeckung. Weitere Infos findest du hier.

2. Faule Sandwiches liegen an der Sonne

Kolumbien, Sommer, Mathe-Olympiade. Die grosse Eröffnungsfeier steht an. Los geht es mit einer langen Busfahrt, von Santa Marta nach Barranquilla, in zwei Stunden. Der Bürgermeister ist Feuer und Flamme, redet und redet, die Feier dauert unglaubliche drei Stunden. Ebenso lange stehen auch die Sandwiches in der kolumbianischen Sonne. Am Abend liegen mehrere Teilnehmerinnen und Teilnehmer flach − und krank im Bett. Nicht gerade die beste Vorbereitung für den Prüfungstag!

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Genau richtig! An dieser Geschichte stimmt absolut alles. Trotzdem Lust auf die Mathe-Olympiade? Hier findest du mehr Infos.

 

 

Leider nein! Die Geschichte stimmt. Trotzdem Lust auf die Mathe-Olympiade? Hier findest du mehr Infos.

3. Ein folgenreiches Essay

Die Philosophen waren seit der Antike davon überzeugt, dass sich "Wissen" ganz einfach als "justified true belief" definieren lässt. Edmund Gettier warf diese jahrtausendealte Definition 1963 kurzerhand mit einem dreiseitigen Essay über Bord.

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Genau richtig! Hier findest du mehr Infos zu den Argumenten von Gettier.

 

Leider nein! Die Geschichte stimmt. Hier findest du mehr Infos zu den Argumenten von Gettier.  

4. Darf es noch ein bisschen Metall sein?

Nehmen wir mal an, du lernst zu Hause für einen Chemie-Test. Du brauchst eine Pause und machst dir einen Tee. Beim ersten Schluck staunst du nicht schlecht: Der Metalllöffel in deiner Tasse ist geschmolzen und dein Getränk ist dahin.

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Genau richtig! Die Geschichte ist durchaus denkbar. Das Metall Gallium hat mit ca. 30°C nämlich einen ungewöhnlich tiefen Schmelzpunkt. Ein Löffel aus reinem Gallium würde in deiner Tasse Tee schmelzen.

Leider nein! Die Geschichte ist durchaus denkbar. Das Metall Gallium hat mit ca. 30°C nämlich einen ungewöhnlich tiefen Schmelzpunkt. Ein Löffel aus reinem Gallium würde in deiner Tasse Tee schmelzen.

5. Der Selbstversuch

1984: Die Wissenschaft ist felsenfest davon überzeugt, dass Bakterien unmöglich in unserem Magen überleben können, weil die Magensäure auch das allerletzte Bakterium abtöte. Wer an Magengeschwüren leidet, der habe psychische Probleme, erklären die Ärzte damals.

 

Den Australier Barry J. Marshall überzeugt das nicht. Er vermutet, dass Bakterien für Geschwüre verantwortlich sein könnten. Seine Hypothese eckt an, beirren lässt er sich davon aber nicht. Im Gegenteil: Er schreitet zur Tat − und trinkt ein Reagenzglas voller Bakterien. Kurze Zeit später entwickelt sich in seinem Magen ein Geschwür, das sich nur mit Antibiotika behandeln lässt. Am eigenen Körper entdeckt Marshall das Bakterium Helicobacter pylori − den Verantwortlichen vieler Magengeschwüre.

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Genau richtig! Die Geschichte stimmt tatsächlich, der Selbstversuch führte zu einer wichtigen Erkenntnis in der Medizin. Hier findest du mehr Infos.
 

Leider falsch! Die Geschichte stimmt tatsächlich, der Selbstversuch führte zu einer wichtigen Erkenntnis in der Medizin. Hier findest du mehr Infos.

6. Tod eines Essays

An einem Final der Philosophie-Olympiade speicherte ein Teilnehmer seinen Essay auf dem falschen Laufwerk, worauf dieser automatisch gelöscht wurde. Obwohl wir den ganzen Nachmittag versuchten, den Essay zu retten, war er für immer verloren. 

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Genau richtig! Seither wird die Geschichte an jedem Final erzählt, damit auch alle ihren Essay richtig speichern. Wenn du trotz der Gefahren der Technik gerne Essays schreibst, dann mach doch mit.

Leider nein! Die Geschichte stimmt. Seither wird sie an jedem Final erzählt, damit auch alle ihren Essay richtig speichern. Wenn du trotz der Gefahren der Technik gerne Essays schreibst, dann mach doch mit.

7. Hilfe, wie kommen wir da wieder raus?

Sommer 2016, ein idyllisches Tal in den Walliser Alpen, weit weg von der nächsten Stadt. 5 Jugendliche stecken hier die Köpfe zusammen und trainieren für die internationale Physik-Olympiade. Eine einzige Zufahrtstrasse führt an den abgelegenen Ort und das wird ihnen beinahe zum Verhängnis. Fertig Idylle, als es in der Nacht vor der Abreise einen Bergsturz gibt, der die Strasse mit Felsbrocken verschüttet. Hilfe, und das so kurz vor dem grossen Wettbewerb!

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Genau richtig! Zum Glück konnte die verschüttete Stelle mit ein paar Kletterzügen passiert werden, sodass das Team trotzdem pünktlich an der Internationalen Physik-Olympiade erschien. Hier findest du mehr Infos dazu.  

 

 

Leider falsch. Die Geschichte stimmt. Zum Glück konnte die verschüttete Stelle mit ein paar Kletterzügen passiert werden, sodass das Team trotzdem pünktlich an der Internationalen Physik-Olympiade erschien. Hier findest du mehr Infos dazu.

8. Das Millenium-Problem der Informatikerinnen und Informatiker

Eines der bekanntesten Probleme in der theoretischen Informatik dreht sich um die Frage, ob die beiden Komplexitätsklassen `P' und `NP' gleich sind. Falls sie nicht gleich sind, gibt es Probleme, die `schwer' sind. Das heisst, dass sie nicht effizient gelöst werden können. Ein Grossteil der heute gebräuchlichen Kryptographie basiert auf eben dieser Annahme. Doch da diese Annahme bisher nicht bewiesen werden konnte, weiss niemand mit Sicherheit, ob unsere heutigen Verfahren tatsächlich sicher sind.

 

Im Sommer 2017 veröffentlichte Norbert Blum, ein deutscher Informatikprofessor, einen Beweis, dass `P' nicht gleich `NP` sei. Doch nicht einmal drei Wochen später zog er ihn wieder zurück: Der Beweis eines der Theoreme sei falsch. Entsprechend ist dieses Millenium-Problem weiterhin ungelöst und wir können noch immer nicht sicher sein, dass die verwendeten Verschlüsslungsverfahren nicht geknackt werden können.

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Genau richtig! Leider war der Beweis tatsächlich fehlerhaft und das Problem ist weiterhin ungelöst.

 

 

Leider nein! Wäre natürlich toll, wenn der Beweis korrekt gewesen wäre, aber dem ist leider nicht so. Die Geschichte ist korrekt.

9. Die Entzauberung der Polarlichter

Polarlichter haben etwas Magisches und wurden von vielen nordischen Völkern als Zeichen der Götter gedeutet. Diese, so glaubte man, wollten das Volk vor schlimmen Zeiten wie Krieg, Pest oder Hungersnöte warnen. Im 18. Jahrhundert vermuteten Forscher zunächst, dass es sich bei den Polarlichtern um Reflexionen von Sonnenlicht an Wolken oder Eiskristallen handle. Dann kam Edmond Halley und erklärte die Entstehung der Polarlichter erstmals wissenschaftlich. Seiner Theorie nach entstehen Polarlichter in den nördlichen Breiten, weil dort die Erdkruste dünner ist und somit das Licht aus der hohlen Erde durchscheinen kann.

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Genau richtig. Diese Geschichte stimmt wirklich. Erst im 19. Jahrhundert wurde ein Zusammenhang zwischen dem Erscheinen der Polarlichter und dem Auftreten von Sonnenwinden sowie Aktivitäten im Erdmagnetfeld vermutet und später auch bewiesen.

 

Leider nein. Diese Geschichte stimmt tatsächlich. Erst im 19. Jahrhundert wurde ein Zusammenhang zwischen dem Erscheinen der Polarlichter und dem Auftreten von Sonnenwinden sowie Aktivitäten im Erdmagnetfeld vermutet und später auch bewiesen.

10. Hitno moram ići na aerodrom

Manchmal verpasst man Flüge, weil Busfahrer und Passagiere sich einfach nicht verstehen. Das passierte einem Schweizer Jugendlichen, als er nach der Geo-Olympiade in Serbien nach Hause fliegen wollte. Im Bus an den Flughafen sassen ein Fahrer, der kein Englisch sprach  − und vier Jugendliche, die kein Serbisch verstanden. Der Chauffeur nahm seine Aufgabe sehr ernst und wartete auf fünf angemeldete Personen. Einer der Passagiere − nicht der Schweizer! − hatte jedoch verschlafen und erschien eine Stunde zu spät.  Der Schweizer Schüler konnte dem Fahrer nicht erklären, dass sie jetzt dringend losfahren müssen  − so verpasste er seinen Flug.  

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Leider falsch! Der Teilnehmer hatte Glück, weil er sich ein Taxi schnappte und  gerade noch rechtzeitig am Flughafen eintraf.

Genau richtig! Der Teilnehmer hatte Glück, weil er sich ein Taxi schnappte und  gerade noch rechtzeitig am Flughafen eintraf.

11. Mathe kurz und knapp

1966 publizierten die Mathematiker L.J. Lander und T.R.Parkin einen der kürzesten Beweise. Auf einer Zeile zeigten sie, dass die Eulersche Vermutung falsch ist. Diese postuliert für eine Zahl „n“ grösser als 2, dass die Summe von (n-1) n-ten Potenzen niemals eine n-te Potenz sein kann. Die Autoren gaben in ihrer Arbeit ein simples Gegenbeispiel an, in dem sie vier 5-te Potenzen addierten und eine 5-te Potenz erhielten. Leider haben sie es sich dabei ein wenig zu einfach gemacht. Beim Addieren der Potenzen haben beide lustigerweise den gleichen Rechenfehler gemacht.

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Leider falsch getippt. Tatsächlich ist das gefundene Gegenbeispiel richtig und der Beweis bleibt vermutlich der kürzeste je geschriebene Artikel, der je in der Mathematik publiziert wurde. Mehr dazu findest du hier.

Genau richtig! Tatsächlich ist das gefundene Gegenbeispiel richtig und der Beweis bleibt vermutlich der kürzeste je geschriebene Artikel, der je in der Mathematik publiziert wurde. Mehr dazu findest du hier