67 Tonnen CO2 landen diesen Sommer in der Atmosphäre aufgrund unserer
internationalen Reisen. Warum das so ist, was wir daran ändern können −
und was nicht.
Wenn wir dieses Jahr an insgesamt 16 internationale Wettbewerbe reisen, verursacht allein der Transport fast 67 Tonnen CO2. Den höchsten Ausstoss erreicht dabei die Geographie mit total 26.4 Tonnen. Bei 6 Personen ergibt dies einen Pro-Kopf-CO2-Ausstoss von 4.4 Tonnen, was grob dem jährlichen CO2-Ausstoss einer Schweizerin oder eines Schweizer ohne Flüge und ohne Emissionen von Importgütern entspricht (Zahlen 2017, Bafu).
Der nächsthöchste Wert hat die Physik-Olympiade mit rund 13.1 Tonnen. Im Mittelfeld bewegen sich Mathematik (9.9 Tonnen), Informatik (7.9), Wirtschaft (4.3) und Robotik (4.1). Die besten Klimabilanzen haben Philosophie (0.5), Biologie (0.4) und Chemie mit 0.2 Tonnen. Die Chemie könnte man als Siegerin unseres diesjährigen Klimarankings bezeichnen.
Weshalb die Zahlen so unterschiedlich ausfallen
- Reiseziele: Diese liegen teils ausserhalb Europas, etwa bei Geographie, Informatik und Physik. Während Tel Aviv, die Gaststadt der Physik-Olympiade 2019, nur einen Sprung über das Mittelmeer erfordert, geht es für die Geographen und Geographinnen nach Hong Kong. Glück hatten die Olympiaden, deren Reiseziele sich innerhalb von Europa befinden, beispielsweise die Biologie (Szeged, Ungarn), die Chemie (Paris, Frankreich) oder die Philosophie (Rom, Italien). Diese Delegationen machen sich mit dem Zug auf den Weg.
- Anzahl Wettbewerbe: Manche Olympiaden reisen pro Jahr an mehrere Wettbewerbe, die Mathematik beispielsweise an drei, während etwa die Philosophie-Delegation nur an einem Wettbewerb mitmacht.
- Delegationsgrösse: Dies liegt oft nicht in der Hand der Schweizer Olympiaden, da die Grösse der Delegationen auf internationaler Ebene vorgegeben ist. Sie reicht von vier Personen bei der Philosophie bis zu zwanzig bei der Robotik.
Wie wir die CO2-Bilanz verbessern können
Was nun? Sollen wir auf die Teilnahme an den internationalen Wettbewerben verzichten, um das Klima zu schützen? Oder nur noch an die Wettbewerbe in Europa reisen? Für die CO2-Bilanz wäre dies sicher eine gute Lösung. Andererseits leisten die Olympiaden auch einen wichtigen Beitrag zum interkulturellen Austausch und internationalen Austausch, zur Bildung der Teilnehmenden
− und dadurch hoffentlich auch zum wissenschaftlichen Fortschritt. Dies gänzlich zu missen, wäre schmerzhaft. Handlungsspielraum sehen wir deshalb eher hier:
1. Zug statt Flug
Ein Blick auf die diesjährigen Reisen zeigt Potential. Beispielsweise wären das tschechische Pardubice oder das englische Bath ab Bern in rund 12 Stunden mit dem Zug zu erreichen, und mit etwas Durchhaltewille, mehr Zeit und Abenteuerlust käme man auch bis Belgrad, Kiew, Riga oder St. Petersburg. Allerdings ist zu beachten, dass weite Zugreisen nicht nur teils teurer sind als Flüge, sondern auch länger dauern. Oft befinden sich die Teammitglieder mitten im Maturastress, müssen sich vom Unterricht dispensieren lassen und sind zeitlich daher eingeschränkt.
2. CO2-Kompensation
Weil wir in absehbarer Zeit nicht ganz aufs Fliegen verzichten werden, haben wir uns entschieden, den diesjährigen und die kommenden CO2-Ausstösse mit myclimate zu kompensieren.
3. Nachhaltigkeit als Thema
Die Wissenschafts-Olympiaden können auch dort ansetzen, wo sie besonders stark sind: im Vermitteln von Wissen. Themen, die mit Umweltschutz und Klimawandel verwoben sind, könnten vermehrt behandelt werden: Welchen Einfluss hat der Klimawandel auf Ökosysteme, auf die Gesellschaft, die Wirtschaft? Wie adaptieren sich Arten an sich verändernde Umweltbedingungen? Welchen Einfluss haben schmelzende Gletscher auf den Wasserhaushalt? Wie funktioniert der Treibhauseffekt, wie Photovoltaik? Wie können Roboter energieeffizient sein? Wie kann Artificial Intelligence zugunsten des Klimaschutzes angewandt werden? Tragen wir im philosophischen Sinne Verantwortung gegenüber der Natur oder künftigen Generationen? Zu all diesen Fragen haben verschiedene Fächer der Wissenschafts-Olympiade eine Antwort parat und können so durch ihr Tun etwas zur Sensibilisierung auf dieses Thema beitragen.
So geht unsere Klimadiskussion weiter
In den Vereinen und dem Vorstand der Wissenschafts-Olympiade soll das Thema diskutiert und über konkrete Massnahmen nachgedacht werden. Marco Gerber, Co-Geschäftsführer der Wissenschafts-Olympiade, bildet sich zudem mit einem CAS in Nachhaltiger Entwicklung an der Universität Bern weiter. Die beiden Arbeiten, die im Rahmen dieses CAS bis im Sommer 2020 entstehen, sollen beleuchten, wie wir unser Angebot weiterentwickeln und noch nachhaltiger ausrichten können.
Zu den Autorinnen: Lara Gafner ist Präsidentin der Philosophie-Olympiade und studiert Philosophie. Eva Angehrn ist Mitglied der Biologie-Olympiade, sie studiert Medizin.
Korrigendum: In der Printausgabe dieses Artikels im Magazin WOLY ist der Redaktion ein Fehler unterlaufen. Im ersten Abschnitt sprechen wir von 17 Reisenden bei der Geographie. Das ist falsch. Insgesamt 6 Personen reisen an die Anlässe. Wir entschuldigen uns für den Fehler.