Medaillen für junge mathematikbegabte Frauen aus aller Welt
Mädchen und Mathematik: Das passt perfekt zusammen, wie die 168 Mittelschülerinnen aus 43
Ländern an der European Girls’ Mathematical Olympiad bewiesen haben. Die Olympiade ging
gestern mit der Schlusszeremonie an der Universität Zürich zu Ende. 86 junge Frauen
gewannen eine Gold-, Silber- oder Bronzemedaille. Auch drei Schweizerinnen wurden mit einer
Bronzemedaille ausgezeichnet.
Nach der Medaillenzeremonie an der UZH Zürich freuen sich die jungen Ukrainierinnen über den Teampreis und die Goldmedaille für Olha Shevchenko. Bild: Evelyn und Florian Märkli
Am 8. und 9. April bewiesen die Gymnasiastinnen aus 33 europäischen Ländern und 10 Gastländern ihr mathematisches Wissen und ihre Kreativität. Bei schönstem Frühlingswetter absolvierten sie die beiden 4.5-stündigen Prüfungen auf dem Campus Irchel der Universität Zürich (UZH). Gestern Abend folgte mit der Medaillenübergabe der verdiente Lohn für die harte Denkarbeit. Bei der feierlichen Schlusszeremonie an der UZH wurden 16 Schülerinnen mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Silber und Bronze gingen an 27 resp. 43 junge Frauen. Weitere 44 Mathematik-Talente gewannen eine Honorable Mention.
Rätsel lösen mit Kreativität und Logik
Die Prüfungen forderten den Teilnehmerinnen intellektuell einiges ab. Mathematikerinnen und Lehrpersonen aus rund 40 Ländern haben die Aufgaben im Vorfeld der Olympiade erfunden. Dimitri Wyss, Schweizer Vorsitzender des «Problem Selection Committee» erklärt, was eine gute Olympia-Aufgabe ausmacht: «Die Fragestellung muss verständlich sein und einen gewissen Schwierigkeitsgrad haben – und gleichzeitig soll sie ‹schön› sein.» Schön sei eine Aufgabe dann, wenn sie überrasche und man dem Rätsel nicht nur mit logischem Vorgehen, sondern auch mit kreativen Ideen auf die Spur komme.
3 Bronzemedaillen und 3 Honorable Mentions für Schweiz und Liechtenstein
Besonders erfolgreich beim Lösen des Rätsels waren Olha Shevchenko (Ukraine) und Qi Qi (USA): Die beiden jungen Frauen haben als einzige die volle Punktzahl erreicht. Die weiteren Goldmedaillen gingen an Bosnien und Herzogowina, Frankreich, Kasachstan, Russland, Serbien, Ungarn, Saudi-
Arabien und das Vereinigte Königreich. Die beiden Schweizer Teams freuen sich über die drei Bronzemedaillen, mit denen Yuxi Zheng aus Hedingen (Kantonsschule Limmattal), Natalie Bäbler aus Elm (Kantonsschule Glarus) und Ivana Klasovita aus Aeugst am Albis (MNG Rämibühl) ausgezeichnet wurden. Eine Honorable Mentionen gewannen Yunshu Ouyang aus Grand-Saconnex (Collège André-Chavanne) und Viera Klasovita aus Aeugst am Albis (MNG Rämibühl). Nicole Ospelt aus Vaduz (Liechtensteinisches Gymnasium) holte eine Honorable Mention für die Delegation des Fürstentums Liechtenstein.
Ein Erlebnis, das die Zukunft der jungen Frauen positiv prägt
Viviane Kehl, Organisatorin der EGMO und Mathematik-Studentin an der ETH Zürich, zieht ein positives Fazit des Anlasses. Das Zusammenspiel zwischen Organisatoren, Jury und Freiwilligen aus über 40 Ländern habe sehr gut funktioniert. Sie ist sich sicher, dass die EGMO ein Erlebnis sei, das auch längerfristig Wirkung zeige: «Ich wünsche mir, dass die Teilnehmerinnen mit dem Gefühl nach Hause gehen, dass sie nicht die einzigen Frauen sind, die Mathematik mögen und ein Talent dafür haben.» Das sei motivierend und präge den beruflichen Werdegang der jungen Frauen positiv.
Austausch über Länder und Kulturen hinweg
An der European Girls’ Mathematical Olympiad standen neben dem intellektuellen Wettkampf auch der Spass und der Austausch unter den Teilnehmerinnen im Vordergrund. Während der Woche wurden fleissig Beziehungen geknüpft, viele neue Freundschaften sind entstanden. Die Gäste lernten die Schweiz kennen, unter anderem bei einem Ausflug auf die Rigi oder der Schnitzeljagd durch Zürich. Die Nachwuchstalente beschäftigen sich auch mit ihrer Zukunft: An einer Podiumsdiskussion lernten sie Mathematikerinnen kennen, die von ihrem Werdegang und aus ihrem Berufsalltag erzählten – und ihnen Mut zu einer Karriere in Mathematik machten. Denn Mathematik und Mädchen, daran zweifelte an der EGMO 2017 niemand, passen sehr wohl zusammen.